ZdK-Vollversammlung bestärkt Anspruch auf politisches Mitgestalten

Auf dem Foto befinden sich von links nach rechts Marcus Leitschuh, Bettina Faber-Ruffing, Steffen Flicker. Diese stehen hinter einem aufgestellten ZdK-Logo.

Synodalität, Fachkräftemangel und der Konflikt im Nahen Osten waren Themen der Vollversammlung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) in Paderborn. Für das Bistum Fulda nahmen an der Vollversammlung Bettina Faber-Ruffing, Steffen Flicker und Marcus Leitschuh teil, die vom Katholikenrat für weitere vier Jahre in das höchste Gremium des Laienkatholizismus gewählt wurden.

 

„Haltung und Handeln“ hat die ZdK-Präsidentin, Dr. Irme Stetter-Karp, als Voraussetzung für gelingende Zukunftsgestaltung in Kirche und Gesellschaft bezeichnet. Zum Auftakt der Vollversammlung des ZdK in Paderborn sagte sie: „Als ZdK stehen wir dafür, dass die Kirchen sich einmischen und Gesellschaft mitgestalten. Das gilt vor allem dann, wenn die Rechte und die Würde des Menschen tangiert sind.“ Stetter-Karp zeigte sich überzeugt, dass „Haltung zeigen“ immer damit verbunden sein müsse, „den Dialog anzubieten“. Dazu ermutige auch Papst Leo XIV. „Wie wichtig ist es in diesen Zeiten, um einen Papst zu wissen, der sich mit seiner Namenswahl in die Tradition der katholischen Soziallehre stellt und mit seiner ersten Rede eine Kirche verspricht, die Brücken baut.“

 

Außerdem, so hebt ZdK-Mitglied Steffen Flicker (Fulda) hervor, sei die Ankündigung von Papst Leo XIV. sehr wegweisend, wenn er auf die Bedeutung des Friedens angesichts zahlreicher Kriege und Konflikte weltweit hinweist: "Mit dem neuen Papst verbinde ich die Hoffnung auf Vermittlung zwischen Konfliktparteien. Wir benötigen mehr Dialog und Verständigung zwischen zerstrittenen Völkern und Nationen."

 

Forderung nach Humanität, Geiselfreilassung und Waffenstillstand in Gaza

In einer Resolution, die mit überwältigender Mehrheit angenommen wurde, fordert sie die Bundesregierung auf, sich für die sofortige Aufhebung der Blockade von humanitären Hilfsleistungen in Gaza einzusetzen. Es brauche die „prinzipientreue humanitäre Hilfe durch anerkannte Akteure und die uneingeschränkte Einhaltung des Völkerrechts durch alle Beteiligten“, heißt es in der Resolution. Die Bundesregierung müsse alle Anstrengungen unternehmen, damit die „Freilassung aller Geiseln“ und „ein dauerhafter Waffenstillstand“ endlich Wirklichkeit würden. Zudem müsse sie ihren Fokus auf „den Schutz jüdischen Lebens in Israel, weltweit, aber natürlich vor allem auch in Deutschland“ richten – als Folge des anwachsenden Antisemitismus nach dem 7. Oktober 2023.

 

Bei dem damaligen Überfall der Hamas auf Israel waren mehr als 1.200 Menschen ermordet und mehr als 200 Menschen verschleppt worden. Einige von ihnen werden noch immer festgehalten. Inzwischen – so heißt es in der Resolution – hätten allerdings „die völkerrechtswidrigen Maßnahmen der israelischen Regierung die Lage im Gazastreifen und auch im Westjordanland drastisch verschärft. Für diese Entwicklung trägt auch die Terrororganisation Hamas eine große Verantwortung.“ Das Völkerrecht verpflichte die Konfliktparteien zur Einhaltung prinzipientreuer humanitärer Standards. Daran erinnert die Vollversammlung des ZdK „in einer Haltung der doppelten Solidarität gegenüber Israel und Palästina“.

 

Einzelpersönlichkeiten hinzugewählt

Weitere Themen waren die Arbeit am künftigen Statut und zur Geschäftsordnung des ZdK, sowie die Wahl der Einzelpersönlichkeiten. Die Einzelpersönlichkeiten bilden eine der drei Säulen des ZdK, neben den Delegierten der Diözesanräte und der Arbeitsgemeinschaft katholischer Organisationen Deutschlands. Gewählt wurden u.a. die Ministerpräsidenten Daniel Günther und Alexander Schweitzer, die Europaabgeordneten Manfred Weber und Hans-Peter Liese, Carlo Antonio Masala, Landtagspräsident Thadäus König und Minister Joachim Herrmann. Manuel Hartung stammt aus dem Bistum Fulda und ist Vorstandsvorsitzender der „ZEIT-Stiftung“ in Hamburg.

Am ersten Sitzungstag waren bereits mit großer Mehrheit Beschlüsse zur Stärkung der Sozialpartnerschaft und Tarifbindung, zum Erhalt der EU-Lieferkettenrichtlinie und zur Umsetzung eines Rechtsanspruchs auf einen Freiwilligendienst gefallen. In einem weiteren Beschluss fordert die Vollversammlung die Bundesregierung auf, den Schutz vor sexueller Gewalt an Kindern und Jugendlichen weiter auszubauen und den entsprechenden „Fonds für Betroffene im Ergänzenden Hilfesystem“ „auch über 2028 hinaus strukturell zu sichern“. Innerkirchlich wurde die Finanzierung von Forschungsprojekten zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in den Verbänden ein Thema.

 

Erinnerung an Exzyklika „Laudato si‘“

Das ZdK hat aus Anlass des zehnten Jahrestags der Enzyklika „Laudato si´“ den Appell von Papst Franziskus für eine nachhaltige Entwicklung und weltweite Anstrengungen zum Stopp der Klimaerhitzung gewürdigt. Das ZdK hat außerdem ein Positionspapier zur Bekämpfung des Fachkräftemangels in Deutschland verabschiedet. Darin wird eine umfassende Strategie, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt, gefordert. Zudem fordert das ZdK eine Arbeitswelt, die die Würde des Menschen achtet – unabhängig von Herkunft, Geschlecht oder sozialem Status. Arbeit müsse ein Ort der Wertschätzung sein, an dem jeder Mensch seine Fähigkeiten entfalten könne. Dazu brauche es mehr Bildungsgerechtigkeit in Deutschland, die Chance auf berufliche Qualifikation und Weiterentwicklung und die Anerkennung von Care-Arbeit als gleichwertig zur Erwerbsarbeit. „Gut ausgebildete junge Frauen in Arbeit zu bringen, kann nur dann gelingen, wenn auch die notwendigen Rahmenbedingungen geschaffen werden. Das sind z.B. genügend Betreuungsangebote für Kinder, Unterstützung in der Pflege und flexible Lebensarbeitszeiten“, gab Bettina Faber-Ruffing zu bedenken.

 

Katholikentag in Paderborn

Per Akklamation hat die Vollversammlung die Einladung des Erzbistums Paderborn angenommen, 2028 mit dem Katholikentag in Paderborn zu Gast zu sein. Der Termin des 105. Deutschen Katholikentags soll der 24. bis 28. Mai 2028 sein. Katholikentage gibt es seit 1848, sie werden vom ZdK veranstaltet. Als Nächstes findet vom 13. bis 17. Mai 2026 der 104. Katholikentag im fränkischen Würzburg statt. „Für Menschen aus dem Bistum Fulda besteht somit in den kommenden Jahren zweimal nah die Möglichkeit für Besuche dieses großen Festes des Glaubens, Feierns und der Debatte“, so Marcus Leitschuh.

 

Foto (v.l.n.r.): Marcus Leitschuh, Bettina Faber-Ruffing, Steffen Flicker